Görlitz, eine Stadt mit einer reichen und faszinierenden Geschichte, hat natürlich auch einige bemerkenswerte Sagen zu bieten. Hier sind drei von ihnen:
Der Nachtschmied von Görlitz:
Die Sage vom Nachtschmied von Görlitz handelt von einem Schmied namens Vollprecht, der seine Arbeitsmoral verlor und den größten Teil seiner Arbeit einem eigenartigen Gesellen überließ. Dieser war auffällig mit roten Haaren, einem hinkenden Fuß und einem Auge. Eines Tages erhielt der Schmied einen Auftrag von einem geheimnisvollen Reiter, ein Gruftgitter zu schmieden. Für diesen Auftrag wurde eine hohe Summe versprochen, unter der Bedingung, dass das Gitter innerhalb von drei Tagen fertiggestellt wird. Der Schmied akzeptierte, ließ den Gesellen die Arbeit erledigen und verbrachte die Tage beim Trinken und Glücksspiel.
Als er am dritten Tag zurückkehrte, fand er das fast fertige Gitter vor, aber der Geselle war verschwunden. In der Verzweiflung erkannte der Schmied, dass er einen Pakt mit dem Teufel eingegangen war und wurde in die Erde gezogen, wo er bis in alle Ewigkeit an dem fehlenden Ring des Gitters arbeiten muss. Die Legende besagt, dass man noch immer das Hämmern des Schmieds hören kann, wenn man in der Nähe des Hauses auf dem Obermarkt steht, wo die Geschichte ihren Ursprung hat.
Die Sage vom Klötzelmönch
Die Sage vom Klötzelmönch erzählt die Geschichte eines jungen Handwerkers auf Wanderschaft, der zufällig in einer Klosterkirche in Görlitz einschläft und dort Zeuge einer grässlichen Mordtat wird. Mitten in der Nacht erwacht er und beobachtet, wie ein Mönch den leblosen Körper eines jungen Mädchens ins Kirchenschiff schleift und unter einer Grabplatte versteckt. Das Klappern der Holzklötzer des Mönchs, das in der Stille der Nacht zu hören ist, führt zu seinem Beinamen „Klötzelmönch“.
Am nächsten Morgen hört der Handwerker, dass in der Stadt ein Mädchen vermisst wird, das zur Messe in die Klosterkirche ging und nicht zurückkehrte. Er geht zum Rathaus und berichtet von dem, was er beobachtet hat. Bei einer anschließenden Untersuchung wird die Leiche des Mädchens gefunden und der Mönch gesteht seine Tat. Er hatte das Mädchen in seine Zelle gelockt, es getötet und versucht, seine Spuren zu beseitigen. Als Strafe wird er lebendig eingemauert, doch sein Geist findet keine Ruhe. Immer wenn es in der Kirche oder dem Kloster klappert, glaubt man, den Geist des Klötzelmönchs zu hören.
Die Sage ist wohl bis heute erhalten geblieben, weil die Görlitzer damit ihrem Unmut über das Lotterleben der Mönche Ausdruck verleihen wollten. Die Sage wird auch mit zwei steinernen Köpfen an einer früheren Apotheke in der Stadt in Verbindung gebracht, von denen einer eine Frau darstellt, die auf ihre vermisste Tochter wartet, und der andere den hässlichen Mönch.
Die Verrätergasse in Görlitz
In einer ereignisreichen Nacht des Jahres 1527 nahm das Schicksal der unzufriedenen Bürger von Görlitz eine dramatische Wendung. Sie hatten sich in einem unscheinbaren Haus in der Langengasse, direkt neben dem Eingang zu einem schmalen Gässlein, versammelt. Ihr ehrgeiziges Ziel: den Rat der Stadt stürzen, seine Mitglieder beseitigen und die Stadt in Brand setzen. Nachts, wenn die Straßen verlassen waren, trafen sie sich durch ein Hintertürchen und diskutierten ihre aufrührerischen Pläne bis tief in die Nacht.
In jener denkwürdigen Nacht jedoch, schlug die Turmuhr des nahen „Mönch“ sieben Minuten früher als gewöhnlich. Der aufmerksame Nachtwächter, irritiert von dem vorzeitigen Schlag, bemerkte schattenhafte Gestalten, die vorsichtig aus dem Hintertürchen kamen und eilig verschwanden. Sein Misstrauen geweckt, meldete er die Beobachtung beim Rathaus, und so wurde der Rebellionplan aufgedeckt. Die Verschwörer wurden auf dem Fischmarkt, vor dem ehemaligen Stockhaus, hingerichtet.
Als ständige Erinnerung an dieses Ereignis wurde das schmale Gässlein zur „Verrätergasse“. Eine Steintafel, die bis heute sichtbar am Hintertürchen befestigt ist, wurde vom Rat angebracht. Sie zeigt die Buchstaben „D V R T“ und das Jahr 1527 – interpretiert als Abkürzung für „Der verräterischen Rotte Tür“. Von diesem Zeitpunkt an schlägt die Mönchsuhr immer sieben Minuten zu früh, eine Tatsache, die die alteingesessenen Einwohner von Görlitz sehr wohl kennen.
Es wird vermutet, dass Johannes Haß, der mächtige Oberstadtschreiber, nach seinem Sieg über die Tuchmacher, die Tafel anbringen ließ und die Uhr neu einstellte. Vermutlich wollte er den Handwerkern deutlich zeigen, welches düstere Schicksal sie erwartet, wenn sie sich erneut gegen die Stadtoberen erheben würden. Die hingerichteten Verschwörer sollten als verantwortungslose Brandstifter und Verräter der Stadtgemeinschaft in Erinnerung bleiben. Bis heute kann man in Görlitz das Straßenschild „Verrätergasse“ lesen und die Mönchsuhr sieben Minuten zu früh schlagen hören.
Der Dreibeinige Hund
Dies ist wohl eine der gruseligsten Sagen aus Görlitz. Sie handelt von einem großen, dreibeinigen Hund, der in den Straßen von Görlitz herumstreift und Unheil bringt. Der Hund, so heißt es, ist ein Omen für bevorstehende Katastrophen und Unglück. Trotz der vielen Sichtungen im Laufe der Jahrhunderte konnte niemand das mysteriöse Tier einfangen oder töten.
Diese Geschichten sind fester Bestandteil verschiedener Stadtführungen in Görlitz und tragen zur mystischen und historischen Atmosphäre von Görlitz bei. Sie sind nicht nur ein faszinierender Teil der Stadtgeschichte, sondern auch eine Quelle des Stolzes für die Einwohner, die diese Geschichten von Generation zu Generation weitergeben.