Görlitz ist wahrlich eine Entdeckerstadt die seinen Besuchern unendlich viele Möglichkeiten bietet. Baudenkmale, Figuren und Skulpturen machen einen Spaziergang durch diese Stadt zu einer Reise durch die Geschichte. Ein Entdeckerspaziergang könnte im Zeichen der vielen Görlitzer Bütten und Brunnen stehen. In Görlitz finden sich Brunnenanlagen aus ganz verschiedenen Zeitepochen, die mittelalterlichen für Görlitz charakteristischen Granit- und Sandstein- Bütten, aber auch neue Brunnen und Wasserspiele mit phantastischen oder lustigen Figuren welche Besucher erstaunen lassen. Wir nehmen euch mit auf eine Bütten und Brunnen Tour durch Görlitz:
Ihr seht auf dieser Brunnentour die Görlitzer Altstadt, erkundet den Nikolaizwinger und den Ochsenzwinger, seht den Obermarkt und den Untermarkt, die Peterskirche und viele kleine Gassen und erfahrt mehr zu den schönsten Brunnen wie dem Georgsbrunnen und dem Toberentzbrunnen. Diese Tour ist ein Spaziergang für Touristen, für Familien und Kinder und Entdecker die Görlitz erleben möchten.
1. Muschelminna Brunnen
Die Muschelminna wie die Görlitzer diese Figur liebevoll nennen steht hoch oben auf dem Toberentzbrunnen, der wohl der bekannteste und schönste Brunnen in der Stadt Görlitz ist. Hier auf dem Postplatz beginnt unsere 2 Stündige Brunnentour. Die Muschelminna wurde nach einem Entwurf des Breslauer Künstlers und Bildhauers Robert Toberentz geschaffen (deswegen auch der ursprüngliche Name Toberentzbrunnen).
Die Bildhauer Ochs aus Berlin schufen das stufige Postament aus Carrara-Marmor auf welchem vier überlebensgroße Figuren sitzen. Die zwei männlichen und zwei weiblichen Darstellungen zeigen einen Jäger, einen Fischer, eine Nixe und eine Nymphe, stellvertretend für die menschliche Kraft, Veränderung, Wirksamkeit und Romantik. Die Figuren die im Wasserspiel des Brunnens ruhen machen einen ausgeglichenen bedenklichen Eindruck.
Auf dem Sockel erhebt sich eine 3,44 Meter große Frauenfigur aus Bronze. Auf dem Kopf trägt die römische Naturgöttin Flora, dessen Abbild die Bronzefigur darstellt, eine Muschel, aus der Wasser fließt. Diese von den Görlitzern als Muschelminna getaufte, wurde in der Kunstgießerei Lauchhammer gegossen. Die Muschelminna verzaubert seit 1887 seine Besucher, fiel aber dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer. In dieser Zeit wurde sie für die Rüstungsindustrie eingeschmolzen. Ersetzt wurde die Muschelminna am 01. Mai 1994 durch eine originalgetreue Nachbildung die der Dresdener Bildhauer Friedemann Klos nach historischen Fotos erstellte. Der heute zu sehende Bronzeguss der neuen „Muschelminna“ wurde wie damals in der Kunstgießerei Lauchhammer gefertigt.
Ehemals vorhandene Schwäne im Becken des Brunnens spien aus ihren Schnäbeln ebenfalls Wasser. Diese verschwanden während mehrerer Umbauten.
→ „Muschelminna und Toberentzbrunnen“ Obermarkt, 02826 Görlitz
2. Die Tanzende
Die zweite Station der Brunnentour zu den schönsten Brunnen in Görlitz führt Euch zu einem kleinen Platz an der Berliner Straße, Ecke Salomonstraße. Dort steht seit September 2012 das letzte Bauwerk des Künstlers Vinzenz Wanitschke der mit dem Skulpturenbrunnen „Die Tanzende“ eine Erinnerung an das geschichtsträchtige Eckhaus schaffen wollte, in dem von 1891 bis 1990 verschiedene Cafés, wie das Tanzcafé Hohenzollern, Café Fledermaus und Café Central die Menschen feiern ließen.
Wanitschke erschuf einen Brunnen in dessen Becken eine Frau in Bronze und mit goldblondem Haar ausgelassen auf einem Tisch tanzt und selbstvergessen das Leben genießt. Dies ist nicht die einzige Geschichte, die der Brunnen erzählt. Ein Mops in sprungbereiter Position auf einem Stuhl schaut grimmig drein und knurrt die ihn Betrachtenden lautlos an. Den Brunnenrand ziert ein stehen gelassenes Gedeck, auf dem es sich eine Fliege gemütlich macht. Zudem finden sich für ein Tanzcafé typische Gegenstände wieder. Dies sind die Melone, der Fächer und eine Geige. Der Brunnen erinnert, wie eine Inschrift am Brunnenrand zeigt, an das Tanzcafé Hohenzollern in der Berliner Str. 51. Heute befindet sich dort das Cafe Central.
„In Erinnerung an das einstige Tanzcafé Hohenzollern, Café Fledermaus, Café Central von 1891 bis 1990 im Haus Berliner Straße 51“ (Widmung auf dem Brunnen)
→ „Die Tanzende Brunnen“ Berliner Straße, 02826 Görlitz
3. Das Wasserband am Marienplatz
Wer im Sommer unterwegs ist und jetzt schon heiß gelaufenen Füße hat, findet an unserer dritten Station ein kühles Nass im Wasserband auf dem Marienplatz. Das Kunstwerk erschuf Till Rehwaldt.
Mit seinem Werk symbolisiert er einen Wasserlauf von der Quelle bis zur Mündung. An der Quelle bilden mehrere Quader ein Gebirge. Aus dem 35 Zentimeter hohen Wasser ragen bis zur Mündung zahlreiche weitere Quader, bestehend aus schwarzem Granit, heraus. In zeitlichen Intervallen sprüht Wasser aus senkrechten Quelldrüsen sowie schräg geneigten Strahldrüsen heraus.
→ „Wasserband auf dem Marienplatz“ Marienplatz, 02826 Görlitz
4. Der Engel Brunnen
Ebenfalls am Marienplatz, etwas nördlich der Annenkapelle an der Steinstraße findet ihr einen ganz besonderen Brunnen, den ein sitzender Engel aus Bronze ziert.
Diesen erschuf Veronica von Appen im Jahr 1992. Aus der Hand der Engelsfigur fließt ein Wasserstrahl in eine Granitschale, die aus dem Jahr 1897 stammt. Der Engel stemmt seine Füße dagegen. Mit seinem Entstehungsjahr 1880 ist der Sockel noch älter.
Lasst es euch während Eurer Besuchertour der schönsten Brunnen in Görlitz nicht nehmen, auch mit dem Teufel Bekanntschaft zu machen. Der Teufel Brunnen am Chor der Kapelle versorgt Euch als einziger Brunnen in der schönen Stadt Görlitz mit Trinkwasser. Daher ist er gerade an heißen Tagen ein willkommener Ort zum Rasten. Der Teufel befindet sich hockend über einem kleinen Becken.
→ „Engelbrunnen“ Steinstraße, 02826 Görlitz
5. Klosterbrunnen
Den um 1905 aufgestellte achteckige Brunnen am Kloserplatz inGörlitz umschließt ein handgeschmiedetes Geländer reich verziert mit rankenden Pflanzen.
Im Klosterbrunnen steht eine vierseitige Säule mit geschmiedeten Wasserspeiern an den Seiten, oberhalb des Säulenschmucks gibt es weitere fünf Wasseraustritte.
→ „Brunnen am Klosterplatz“ Klosterplatz, 02826 Görlitz
6. Zecherpaar Brunnen Klosterplatz
Mit dem Zecherpaar schuf Gisela Mauermann einen der humorvollsten Brunnen in Görlitz. Seit 1999 belächeln Görlitzer Einwohner ebenso wie die Touristen das aufheiternde Werk der Görlitzer Künstlerin.
Zu sehen ist eine typische Görlitzer Steinbütte, die das Brunnenbecken bildet. Eine fleißige Frau sitzt am Brunnenrand und kümmert sich um die Wäsche. Ihr Mann mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck hat es sich in der Bütte bequem gemacht. In der Hand hält einen Bierhumpen, mit dem er sich Wasser auf seinen Körper schüttet. Zu finden ist das Kunstwerk beim Durchgang zum Obermarkt auf dem Klosterplatz in Görlitz.
→ „Zecherpaar“ Klosterplatz, 02826 Görlitz
7. Georgsbrunnen (Heroldbrunnen am Obermarkt)
Der Georgsbrunnen hat eine bewegende Geschichte. 1590 auf dem Obermarkt errichtet, musste er mehrfach umziehen, bevor er im Jahr 2000 wieder an seinen ursprünglichen Platz zurückkehren durfte.
Auf dem Görlitzer Obermarkt am Beginn der Brüderstrasse bildet der Georgsbrunnen in Görlitz den mittleren Teil einer gepflasterten Windrose. Im Brunnenbecken steht eine Säule mit vier wasserspeienden Köpfen. Auf dieser Säule erhebt sich eine ritterliche Figur. Die Brunnenfigur stützt sich mit der linken Hand auf das ehemalige Wappen des Kurfürstentums Sachsen. In der rechten Hand des Herolds befindet sich eine Fahne. Ein Löwe sitzt rechts von ihm. Die Figur ist eine Nachbildung. Die Künstler, die diesen Brunnen erschufen, sind Hans Pfüster und Johann Anton.
Mittelsäule des Georgbrunnens mit vier wasserspeienden Köpfen.
Es ist nicht sicher, ob die Figur, die unten auf den Bildern im Original zu sehen ist, den Heiligen Georg oder einen Görlitzer Stadtknecht darstellt. Das historisches Original befindet sich in einem Museum in der Neißstr. 30.
→ Georgsbrunnen, Obermarkt, 02826 Görlitz
8. Neptunbrunnen
Wenn ihr auf eurer Brunnen Tour durch Görlitz auf dem Untermarkt angekommen seid, könnt Ihr einen weiteren kunstvollen Brunnen mit einzigartiger Architektur bewundern, den Neptunbrunnen.
Den ersten Entwurf des Neptunbrunnen zeichnete zunächst Johann Friedrich Wilhelm von Charpentier. Das endgültige Werk schuf Georg Mattausch, ein Steinmetz aus Wenig Rackwitz, das bei Löwenberg liegt. Der Meeresgott Neptun befindet sich erhöht stehend am Rand des Brunnenbeckens. Ihm zu Füßen liegt ein Fisch. Aus dem Fischkopf, der nach vorne zum Becken zeigt, fließt Wasser in einen Auffangbehälter in Form eines menschlichen Kopfes. Dieser speit das Wasser in das Brunnenbecken.
In der Hand hält Neptun einen Dreizack, welchen die Görlitzer früher für eine hölzerne Gabel hielten. Daher gaben sie dem Meeresgott den Namen „Gabeljürgen“.
→ „Neptunbrunnen“ Untermarkt, 02826 Görlitz
9. Der Nikolaibrunnen
Weiter geht Eure Besichtigung der Brunnen mit dem Nikolaibrunnen. Die Görlitzer Einwohner erzählen, dass sich in der Nikolaistraße 6, ein jüdisches Ritualbad befunden hat.
Ob dies der Tatsache entspricht, geht aus keinen Unterlagen hervor. Historiker sind sich einig, dass es unwahrscheinlich ist. Das Haus mit der Nummer 5, war in früheren Zeiten ein Brauhof. Nebenan befand sich eine Tuchfärberei, die bekannte Nikolaifärbe. Da diese beiden Gewebe auf Wasser angewiesen waren, lässt sich die ausgeklügelte Wasserversorgung darauf zurückführen. Das Wasser entspringt aus einer Felsschicht und steigt über einen Kellerraum im Haus nach oben. Ob es das jüdische Bad gab oder nicht, es ist erwähnenswert, wie zu mittelalterlichen Zeiten, die Menschen das Wassersystem für sich entdeckten.
→ „Nikolaibrunnen“ Nikolaigraben, 02826 Görlitz
10. Der Brunnen im Karpfengrund
Ein weiteres Werk von Gisela Mauermann ist der Brunnen im Karpfengrund, eine Granitbütte dessen Namen an einen der ältesten Siedlungsorte in Görlitz erinnert.
Den Brunnen am Karpfengrund findet ihr wenn ihr die Nikolaistraße am Nikolaiturm ein Stückchen hinauf nach links in den Karpefengrund abbiegt. Der Brunnen ist in direkter Nähe des Vogtshof und der Peterskirche. Neben dem Brunnen laden zwei Bänke zum Verweilen ein. Im Vordergrund befindet sich eine Bütte aus Granit. Den Hintergrund ziert eine Steinquadersäule. Zum Brunnen hin seht Ihr, wie zwei Karpfenköpfe Wasser in das Becken speien.
→ „Brunnen im Karpfengrund“ Karpfengrund, 02826 Görlitz
11. Nikolaizwinger Brunnen
Bevor Ihr bei Eurem Tour zu den schönsten Brunnen den Nikolaizwinger an der Peterskirche verlasst, erreicht Ihr die Treppenanlage der Brunnenterrasse. Hier befindet sich der sachlich gestaltete Brunnen mit einem Staudenbeet und einer Sitzfläche.
Vor allem an sommerlichen Vormittagen zeigt der Brunnen durch ein Spiel von Licht und Schatten seine besondere Schönheit. Von 1995 bis 1999 gestaltete die Stadt zusammen mit einem Berliner Landschaftsarchitekten die Anlage um. Der Schöpfer des Nikolaizwingers war Henry Kraft. Dieser hatte 1954 an dieser Stelle einen Schmuckgarten mit wunderschönen Ornamentbeeten anlegen lassen. Über viele Jahre war der Zwinger aufgrund dessen eine der Hauptattraktionen der Stadt Görlitz.
→ „Nikolaizwinger Brunnen“ Nikolaigraben, 02826 Görlitz
12. Granitbütte bei der Peterskirche
Die mittelalterliche Granitbütte wurde 1999 an diesen Standort An der Peterskirche aufgestellt und stammt aus einem Grundstück der Ratsapotheke am Untermarkt. Früher verfügten einzelne reiche Stadtbürger über solche Bütten, die ihnen in ihrem Anwesen als Wasserversorgung dienten.
→ „Bütte Peterskirche“, An der Peterskirche, 02826 Görlitz
13. Milchkannen Brunnen
An historische Görlitzer Bütten soll auch dieses Wasserspiel der Bildhauerin und Objektkünstlerin Thea Richter erinnern. Von den Görlitzern als „Milchkannen Brunnen“ findet ihr diesen Brunnen einen Steinwurf entfernt von der Peterskirche am Hainwald,
→ „Milchkannen“ Hainwald, 02826 Görlitz
14. Ochsenzwinger Brunnenterrasse
Weiter geht es vorbei an der Peterskirche über den Kirchplatz um das Waidhaus herum, was übrigends der älteste erhaltene Profanbau der Stadt Görlitz ist. Hier unterhalb der Peterskirche auf den historischen Wehranlagen befindet sich eine wunderschöne kleine Gartenanlage mit einer Brunnenterrasse im barockähnliche Stil. Der Ochsenzwinger genannte kleine Garten verspricht Besuchern einen einmaligen Blick auf die parallel verlaufende Neiße die Görlitz und Zgorcelez trennt. Hier kann man sich auch einen gut erhaltenen Teil der Wehranlagen, die Ochsenbastei anschauen.
Die Sandsteinelemente, bei denen es sich um schlesischen Sandstein handelt, waren nach einer fachgerechten Aufarbeitung einsatzbereit. Die insgesamt sechs Brunnenbecken und die Ornamentbeete waren ein großer Bestandteil der denkmalgerechten Rekonstruktion der gesamten Gartenanlage.
→ „Ochsenzwinger Brunnenterrasse“ Uferstraße, 02826 Görlitz
15. Ochsenzwinger Bütte
Geheimtipp: In der Mitte des Ochsenzwingers befindet sich eine kleine Treppe die euch auf eine zweite Terrasse heraufführt. Der Aufstieg über die steilen Stufen wird mit einem faszinierenden Ausblick über die Ochsenbastei bis zur Altstadtbrücke belohnt.
Dort befindet sich ein wunderschöner versteckter Garten mit einer kleinen Bütte. Das Granitbecken mit Edelstahlwasserzulauf plätschert leise vor sich hin.
Das ist das Ende unserer Brunnentour, halten sie nochmal inne und geniesen Sie hier mitten in der Görlitzer Altstadt die Ruhe und Besinnlichkeit.
∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗
16. „Der Vergessene“ das DDR Wasserspiel
Obwohl das von unser Redaktion als „Der Vergessen“ getaufte ehemalige Wasserspiel aus der DDR kein richtiger Brunnen ist, so zeigt das Kunstwerk aus Plastik und Aluminium doch eindrucksvoll vom Gebrauchsdesign in der ehemaligen DDR.
Das in den 80′ Jahren aufgestellte Wasserspiel stand auf einem Brunnen im Görlitzer Stadtteil Rauschwalde, vor der dortigen Kaufhalle Kopernikusstraße an der Einfahrt zur Arthur-Ullrich-Straße. Das DDR Brunnenkunstwerk ist heute auf dem ASB Altenheim an der Paul-Taubalder-Straße zu besichtigen und errinnert viele Bewohner an ihre Lebensgeschichte.
→ „DDR Wasserspiel“ Paul-Taubalder-Straße, 02826 Görlitz
Karte und Standorte der Brunnen
Weitere sehenswerte Brunnen in Görlitz
- Badende Kinder (Kannibalentopf) / Bütte Hainwald
- Humboldtbrunnen (Stadtpark)
- die Bütte Apothekergasse
- die Bütte Bogstraße an der Nikolaigrundschule
- Bütte Bäckerstraße (zwei Wassertröge)
Informationen über Görlitz findet Ihr beim Tourismusservice der Stadt Görlitz:
Europastadt GörlitzZgorzelec GmbH, Görlitz-Information
Obermarkt 32 (Postanschrift: Fleischerstr. 19)
02826 Görlitz