In der fünftgrößten Stadt der Oberlausitz wartet ein besonderer Schatz auf Euch: die Zittauer Fastentücher gehören zu den schönsten Sehenswürdigkeiten in Zittau. Es gibt zwei von ihnen: ein großes und ein kleines Fastentuch. Beim großen Zittauer Fastentuch handelt es sich um das einzig erhaltene des Feldertyps in Deutschland. Es gehört zu den drei größten Hungertüchern der Welt. Das in Zittau im Jahr 1472 gefertigte Tuch ist heute in einer Museumsvitrine in der „Kirche zum Heiligen Kreuz“ zu besichtigen. Das Fastentuch hat eine Größe von 8,20 Meter x 6,80 Meter. In zehn Reihen und auf 90 Feldern seht Ihr biblische Szenen des Neuen und des Alten Testaments. Aufgemalt sind die Darstellungen in Tempera. Hierbei handelt es sich um die nasse Tüchleinmalerei.
Die Bedeutung des großen Zittauer Fastentuches
Zusammen mit dem Teppich von Bayeux zählt das Fastentuch zu den sehenswertesten Textilwerken der abendländischen Überlieferung. Es ist das einzige Fastentuch des bilderreichen Feldertyps in Deutschland, das erhalten blieb.
Die Geschichte des großen Zittauer Fastentuches
Jacob Gürtler, der damals mit Gewürzen und Getreide handelte, stiftete das Fastentuch im Jahre 1472. Über 200 Jahre hinweg trennte es in der St.-Johannis-Kirche während der Fastenzeit den Altarraum von der Gemeinde ab. Nach einhundert Jahren, in denen der Aufenthaltsort des Tuches im Unklaren blieb, tauchte es im Jahr 1840 in der Ratsbibliothek der Stadt Zittau auf. Nachdem Dresden das Fastentuch von 1842 bis 1876 verwahrt hatte, kehrte es Jahr 1876 zurück in die schöne Stadt Zittau.
Bevor der Zweite Weltkrieg ausbrach, lagerte die Stadt das Tuch auf den Oybin aus. Im Jahre 1945 vierteilten Soldaten aus der Sowjetunion das Fastentuch, um eine Sauna abzudichten. Jahrzehnte später fand es Hermann Knobloch im Wald. Das Tuch kam im Zittauer Museumsdepot unter Verschluss. Was zuvor mit ihm geschah, blieb geheim. Dass Ihr das Fastentuch heute in seiner vollen Pracht betrachten könnt, ist der Schweizer Abegg-Stiftung zu verdanken, die das Tuch 1994 und 1995 ohne ein Entgelt zu verlangen restaurierte. Seit 1999 befindet sich das Zittauer Fastentuch in der weltweit größten Museumsvitrine. Diese steht in der Kirche zum Heiligen Kreuz. 2015 erschien ein Film mit dem Namen Fastentuch 1472.
Das kleine Zittauer Fastentuch
Beim kleinen Zittauer Fastentuch handelt es sich um ein mittelalterliches Fastentuch des Arma-Christy-Typs. Es gibt weltweit acht Exemplare dieses Typs, eines davon befindet sich in Deutschland. Ausgestellt ist das Tuch im Franziskanerkloster Zittau. Das Leinentuch hat eine Größe von 3,40 Meter x 4,15 Meter. Es zeigt die Kreuzigung Christi. Maria Magdalena, Johannes und Maria schauen zum sterbenden Jesus am Kreuz empor. Das Tuch zeigt einen Engel, der Christus umschwebt.
Aus einer Wunde fließt Blut in einen Kelch. Die Symbole des Schädels und der Beinknochen in der unteren linken Ecke stellen Adam dar. Auf einem Baumstumpf sprießen Zweige, welche die Hoffnung darstellen. Die Umrahmung besteht aus dreißig Leidenswerkzeugen, die Symbole der Passion Jesu. Dazu gehört das Schweißtuch der Veronika. Dieses zeigt das wahre VERA IKON, das richtige Bild Jesu. Eine Wasserkanne und eine Schüssel, in der sich Pontius Pilatus die Hände wusch, gehört zu den Symbolen. Ebenso die Dornenkrone, das Jesusgewand mit Würfeln, Nägel und weitere Werkzeuge. Die Höllenfahrt Jesu ist auf dem unteren Teil des Rahmens zu sehen.
Die Geschichte des kleinen Zittauer Fastentuches
Nachdem Ihr nun Vieles über das große Fastentuch erfahren habt, geht es weiter mit Informationen über das kleine Zittauer Fastentuch und seine Geschichte. Es war ein unbekannter Maler, der das kleine Zittauer Fastentuch im Jahr 1573 erschuf. Die Vorlage lieferte der Lütticher Maler Lambert Lombard. Eine evangelische Gemeinde gab das Fastentuch in Auftrag. Bis zum Jahr 1684 verhüllte das Tuch während der Fastenzeit den Hochaltar der Johanniskirche.
Insgesamt war das kleine Fastentuch zusammen mit dem großen Fastentuch 99 Jahre in der Johanniskirche in Gebrauch. Die letzten zwölf Jahre allein. 1854 ging es in den Besitz Stadtmuseums von Zittau über. Bis zum Jahr 1968 war das Tuch dauerhaft ausgestellt. Durch Schäden und Verschmutzungen entschloss sich das Museum, das Tuch nicht mehr täglich zu zeigen. 1994 reinigte die Abegg-Stiftung aus der Schweiz das Tuch. In den Jahren von 2003 bis 2005 schaffte das Museum einen eigenen Ausstellungsraum für das kleine Fastentuch. Dauerhaft präsentiert das Stadtmuseum dieses seit dem Jahr 2005.
Weitere Informationen zu den Zittauer Fastentüchern gibt es hier:
Städtische Museen Zittau
Klosterstraße 3
02763 Zittau
Telefon: +49 3583 55479-0
Telefax: +49 3583 55479-210
E-Mail: museum@zittau.de