Die Synagoge in Görlitz ist ein überwiegend im neoklassizistischen Stil erbautes jüdisches Gotteshaus. Erbaut wurde es in den Jahren 1909 bis 1911. Obgleich es während der Reichspogromnacht nur wenige Beschädigungen erlitt, verfiel es nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Sanierung und Restaurierung begannen 1991. Am 12. Juli 2021 fand die Wiedereröffnungsfeier der Synagoge Görlitz statt, die heute als Kulturforum und Begegnungsort fester Bestandteil des kulturellen Angebots in Görlitz ist.
Die Görlitzer Synagoge als beachtenswerten Kulturschatz erleben
Die Erlebnisse, die Besucher im Inneren der früheren Synagoge erwarten, bieten Einblicke in die Vergangenheit. Ebenfalls bereitet eine Besichtigung des Gotteshauses Freude, wenn sich Gäste für die Architektur begeistern. Das Gebäude gehört zu den beeindruckenden Beispielen des modernen Synagogenbaus im frühen 20. Jahrhundert. Es zeichnet sich durch seine kompakte Form sowie die kubische Geschlossenheit aus. Monumentale Proportionen verleihen dem Bau seine außergewöhnliche Ausstrahlung.
Görlitz erlangte durch die vielseitigen Baustilrichtungen im Stadtgebiet Bekanntheit. Mit ihrer Kombination traditioneller und moderner Komponenten reiht sich die Synagoge gut in das Stadtbild ein. Ihr Grundgerüst besteht aus einem Stahlskelett und Beton. Mit dem überkuppelten Zentralbau erinnert sie an eine evangelische Kirche zur Zeit der Reformbewegung. Der reich geschmückte Eingang mit Flachgiebel und Lisenengliederung ruft Erinnerungen an einen antiken Tempel wach.
Bei der Gestaltung der Innenräume orientierten sich die Architekten an ostpolnischen Holzsynagogen. Deren symbolreiche und farbintensive Ausmalungen interpretiert die Görlitzer Synagoge neu.
Kulturforum Görlitzer Synagoge
Otto-Müller-Straße 3
02826 Görlitz
Auf Spurensuche durch die jüdische Geschichte gehen
Nach ihrer Wiedereröffnung ermöglicht die Görlitzer Synagoge eine Zeitreise durch die Geschichte des Judentums in der östlichsten Stadt Deutschlands. Inzwischen dient sie nicht länger als Gotteshaus. Als Kulturforum erlaubt sie Einblicke in längst vergangene Zeiten. Um sich in diese hineinversetzen zu können, nehmen Besucher an einer audiovisuellen Führung teil. Diese führt durch ausgewählte Bereiche der früheren Synagoge.
Während sie diese Teile selbstständig erkunden, erleben die Gäste die Synagoge aus verschiedenen Blickwinkeln. Sie sehen sie als:
- Baudenkmal mit erinnerungswürdiger Architektur,
- geschichtsträchtigen Ort der Begegnung und
- ehemaliges Zentrum des jüdisch-religiösen Lebens.
Mehrere Besichtigungspunkte bilden in der Görlitzer Synagoge die Ausgangspunkte für die Reise in die Geschichte. Dazu gehören besondere Bauelemente ebenso wie malerische Ornamente.
Die Besucher entscheiden abhängig von ihrer Zeitplanung und dem individuellen Interesse, wie lange sie an welcher Stelle verweilen. Die Audioguides geben ihnen vertiefende Informationen zu den einzelnen Besichtigungspunkten. Im Highlights der Geräte gelingt es, die Haupt- und Vertiefungstracks auszuwählen. Zu diesen Themen zählen:
- die jüdische Bildsymbolik,
- die Baugeschichte der früheren Synagoge,
- die synagogale Musik,
- die Biografien von Mitgliedern der früheren jüdischen Gemeinde.
Einen Eindruck der abwechslungsreichen Geschichte des Bauwerks gibt der Kontrast zwischen historischen Fotografien und den heute sichtbaren Zeichen der Zeit.
Den audiovisuellen Rundgang erleben Gäste in vier Sprachen. Neben Deutsch wählen sie zwischen Englisch, Tschechisch und Polnisch. Für Schüler ab der sechsten Klasse bietet das heutige Kulturforum eine separate Führung an. Sie orientiert sich inhaltlich am Lehrplan. Die vereinfachte Sprache erleichtert es Kindern, in die jüdische Vergangenheit der Stadt Görlitz einzutauchen.
Für diese stand bei der Gestaltung des Kulturforums die Barrierefreiheit im Mittelpunkt. Daher stehen neben 30 modernen Multimediaguides fünf Modelle für die Audiodeskription bereit. Diese führen sehbehinderte Menschen durch das Gebäude. Personen mit einer Beeinträchtigung des Gehörs vollziehen die Inhalte als Textversion nach.
Neben der Besichtigung des früheren jüdischen Gotteshauses erwarten Gäste zwei spannende Filme. Einer fokussiert sich auf jüdische Persönlichkeiten, die in Görlitz lebten und wirkten. Durch ihr Lebenswerk oder ihr bekannt gewordenes Schicksal blieben sie in Erinnerung. Der Kurzfilm konzentriert sich auf fünf Menschen:
- den Unternehmer Martin Ephraim,
- den Anwalt und Schriftsteller Paul Mühsam,
- die Kinder- und Jugendbuchautorin Mira Lobe,
- den Pharmakonzerngründer Günther Friedländer sowie
- den Autohändler und LDPD-Politiker Artur Schlesinger.
Der zweite Film beschäftigt sich mit der jüdischen Geschichte der Stadt. Diese umreißt er vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Wichtige Höhepunkte sind die Gründung der jüdischen Gemeinde im Jahr 1850 sowie der Synagogenbau. Ebenfalls erfahren die Gäste, welche Schäden das Gotteshaus während der Pogromnacht 1938 erlitt und wie sie während der DDR-Zeit verfiel. Weitere spannende geschichtliche Eckpunkte des früheren Sakralbaus sind dessen langjährige Erneuerung sowie die Suche nach neuen Nutzungsideen.
Beide Produktionen weisen eine Laufzeit von zehn bis 15 Minuten auf. Die Zuschauer erleben die Filme auf einem großen Bildschirm im ehemaligen Sitzungszimmer der Synagoge.