Der Frauenturm oder heute auch liebevoll Dicker Turm in Görlitz genannt, steht auf dem Görlitzer Marienplatz. Der Frauenturm ist Teil der historischen Görlitzer Stadtbefestigung und als schönster Görlitzer Turm sollte er zu jeder Stadtbesichtung gehören. Er ist Teil der drei erhaltenen Wehrtürme, zu denen auch der Nikolaiturm und der Reichenbacher Turm gehören. Seinen Namen verdankt der dicke Turm seinem massiven Mauerwerk und einer Höhe von 46 Metern. Er ist der stärkste Turm in Görlitz und hat eine Mauerstärke von bis zu 5,34 Metern.

Das erfährst du über den Dicken Turm
Die Geschichte des Frauenturms von Görlitz

Direkt neben dem dicken Turm befand sich das Frauentor, das damalige Südportal der Stadt. Der Turm und das Tor bildeten die Verbindung zum Frauenkloster, das außerhalb der Stadtmauern von Görlitz lag. Das ist ein Grund, warum der dicke Turm heute Frauenturm heißt und das Tor als Frauentor bezeichnet wird. Zu den älteren Bestandsbezeichnungen gehören der Steinturm und das Steintor.
- Die Görlitzer errichteten den dicken Turm 1250 im Rahmen der Stadterweiterung.
- 1305 fanden ein Steintor an der Steinstraße und ein Steinturm erste Erwähnung.
- 1529 bekam der damalige Wächter auf dem Turm eine Turmstube mit einer Kammer.
- Seit 1904 gibt es keine Turmwächter mehr in den Stadttürmen von Görlitz.

Die Toranlage war dreifach ausgeführt. Das innere Tor zeigte zur Startseite und war beidseitig mit der Stadtmauer verbunden. Damals stand es noch vor dem Turm auf der Steinstraße. Über der mittleren Durchfahrt befand sich ein Gebäude mit einem Fallgatter, das aus Brettern bestand. Das dritte Tor ähnelte von der Gestalt her einer Bastei. Es befand sich im Graben und musste zur Stadtmauer hin mit dicken Mauern angebunden werden. Nach Süden hin folgte die Brücke, die den Graben überspannte.

1595 entstand die Brücke von Grund auf aus Steinen. Sie fand erst kurz vor dem Tor ihr Ende. Eine Zugbrücke verband die Torzufahrt mit der Brücke. 1772 ersetzte eine steinerne Brücke die ehemalige Zugbrücke. 1778 entfernten die Görlitzer das Fallgatter. 1838 brachen die beiden inneren Tore ab. Das übrige Frauentor und die Brücke brachen 10 Jahre später ab. Der Graben wurde anschließend aufgefüllt.

In der Zeit der Hussitenkriege stand Görlitz treu zur Krone. So bekam die Stadt von Kaiser Sigismund ein Stadtwappen verliehen. Heute steht das Sandsteinrelief vom Künstler Briccius Gauske am dicken Turm für dieses Stadtwappen mit den beiden Figuren Barbara und Maria. Ursprünglich befand sich das Relief an dem Frauentor stadtauswärts. Es wurde 1856 an dem dicken Turm angebracht. Auf dem Sandsteinrelief befindet sich eine Inschrift: Invia Virtuti Nulla Est Via. Übersetzt bedeutet es soviel wie „der Tapferkeit ist kein Weg unmöglich“.
Der Dicke Turm heute
Heute verbindet der Frauenturm den Marienplatz mit der Steinstraße. Im Februar 1998 verließ der Studentenclub den Turm. Der Grund dafür waren Brandschutzauflagen, die nicht mehr erfüllt wurden. Im August begann die Außensanierung, die 1999 fertig gestellt werden konnten. Seitdem hat der dicke Turm einen weißen Außenputz und eine neue Kupferturmhaube.

Bis heute hat der Turm sein Aussehen bewahrt. Man hat nur den ursprünglich offenen Untergang verschlossen. Die Kupferhaube ist im Stil der Renaissance gehalten. 1974 bis 1999 war der obere Bereich des Turms eine beliebte Party-Location für die Studenten der Ingenieur-Hochschule Görlitz Zittau. Zwischen 2000 und 2006 blieb der Turm unbenutzt.
Die Besucher und die Görlitzer loben den Turm, der aufgrund seiner imposanten Gestalt und des übermächtigen Sandsteinreliefs sofort ins Auge fällt. Vielleicht wünscht sich der eine oder andere den Studentenclub aus DDR-Zeiten zurück. Doch wertvoller scheint die Erinnerung an die Türme und die alten Stadtmauer. Heute gehört der dicke Turm zu einem markanten Wahrzeichen der Innenstadt. Stündlich geht es hoch in den Turm begleitet von einem Turmmann oder einer Turmfrau, die interessante Anekdoten zu erzählen hat. Neben dem beeindruckenden Ausblick auf die Innenstadt und die Umgebung bietet der Turm einen Einblick in den Alltag der Turmwächter und in die Stadtgeschichte.

Der Förderverein Kultur Stadt Görlitz e.V. ist seit 2007 für diesen Turm zuständig. Im Rahmen der Führungen kannst du dir diesen Turm ansehen. Jeweils zur vollen Stunde geht es von 12:00 Uhr bis 17:00 Uhr zwischen Mitte März und Ende Dezember auf die schönsten Türme von Görlitz.
Für kleines Geld gibt es eine interessante Führung, die dir ausgehend von den Grundmauern von Görlitz die schönsten Türme zeigt. So ist der dicke Turm ein weiteres Schmuckstück der Altstadt von Görlitz, die gerade in den letzten Jahren umfangreich restauriert wurde und heute so hübsch anzusehen ist.

Wo ist der Dicke Turm
Turm-Tour – Die schönsten Türme in der Görlitzer Altstadt
Neben dem Hotherturm kannst du auf der Tour den Reichenbacher Turm, den Frauenturm ebenso wie den Nikolaiturm und den Rathausturm besichtigen. Auf unserer Görlitzer Türme-Tour könnt ihr die schönsten Türme und Wehranlagen in Görlitz kennenlernen. Diese Tour ist familienfreundlich und führt Euch durch die Görlitzer Altstadt. → die schönsten Türme in Görlitz
Die Görlitzer Altstadt entdecken
Die Rathaustreppe befindet sich am Görlitzer Untermarkt mitten in der historischen Görlitzer Altstadt, dort gibt es viele interessante Orte zu entdecken:
- Neptunbrunnen
- Schlesische Museum
- Kulturhistorische Museum Barockhaus Neißstraße 30
- Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften
- Pfarrkirche St. Peter und Paul
- Dreifaltigkeitskirche
- Hotherbastei
- Ochsenbastei
- Nikolaiturm
- Nikolaizwinger
- Reichenbacher Turm
- Stadtmauer in Görlitz
- Dicke Turm (Frauenturm)
Direkt am Untermarkt findet ihr auch die schönsten Cafés von Görlitz und ihr könnt das historischen Flair der Altstadt in Ruhe geniessen.
Vorbereitung für einen Görlitz Besuch: Stadtführung & Architektur
- Paul, Jürgen (Autor)
- André Micklitza (Autor)
Unser Geschenktipp für echte Görlitz Fans
→ die schönsten Görlitz Kalender