Görlitzer Nikolaifriedhof

Nikolaifriedhof Görlitz – historischer Friedhof und Filmdrehort

Görlitzer Nikolaifriedhof

Friedhöfe haben auf viele Reisende eine besondere Anziehungskraft. Hinter vom Efeu durchwachsenen Grabstätten, Grufthäusern und reich verzierten Grabsteinen verbergen sich Geschichten, die mehrere Jahrhunderte zurückreichen. Als Stätten der Andacht sind sie ein Zufluchtsort aus dem rumorenden Alltag. Hier genießen Besucher die Ruhe, gehen spazieren und lassen die außergewöhnliche Stimmung auf sich wirken. Der Nikolaifriedhof in Görlitz ist einer jener seltenen Orte, der sofort in seinen Bann zieht. Dabei ist er so außergewöhnlich, dass er bereits Kulisse für den Dreh von Filmen und Serien war.

Zur Geschichte des Nikolaifriedhofs in Görlitz

Die Historie des bezaubernden Nikolaifriedhofs reicht weit bis ins 12. Jahrhundert zurück. Sie ist die älteste Begräbnisstätte des Ortes und fand 1305 erstmals Erwähnung im Stadtbuch von Görlitz. Schon im Mittelalter gab es eine Erweiterung des Terrains im Norden. 1633 wuchs das Areal im Westen, um die zahlreichen Toten der verheerenden Pest zu begraben. Der erste kommunale Friedhof der Stadt eröffnete erst viel später im Jahr 1847. Bis dahin blieb der Nikolaifriedhof die Hauptbegräbnisstelle. Seitdem fanden nur noch in Ausnahmefällen Beisetzungen auf dem Nikolaifriedhof statt.

Den Friedhof umgibt ein ganz besonderer Zauber. Der verwunschene Ort besitzt einen erstaunlichen Bestand an Epitaphien. Dabei handelt es sich um aufwendig gestaltete Gedächtnismale für die Verstorbenen. Die ältesten darunter stammen aus dem frühen 17. Jahrhundert. Der Grabmalbestand reicht bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Da nach der Eröffnung des kommunalen Gottesackers nahezu keine Bestattungen mehr an diesem Ort stattfanden, gibt es keine Zeugnisse der jüngeren Geschichte.

Der Nikolaifriedhof gehört seit 1996 zusammen mit dem Heiligen Grab und der Nikolaikirche zum Stiftungsgut der Evangelischen Kulturstiftung Görlitz. Die Altstadtstiftung Görlitz förderte im Jahr 2000 umfangreiche Sanierungsarbeiten, um den Erhalt des wichtigen Friedhofsdenkmals zu gewährleisten.

Besucher begeistern sich vor allem für die seltenen Beispiele der frühneuzeitlichen protestantischen Begräbniskultur. Auf dem Friedhof gibt es viele außergewöhnliche Gräber und Grufthäuser, die die Aufmerksamkeit des Betrachters mit liebevoll gestalteten Details auf sich ziehen.

Über 600 Grabanlagen und Grabmale stammen aus der Zeit des Barocks und der Renaissance. Sie prägen das Erscheinungsbild des Görlitzer Nikolaifriedhofes maßgeblich. Allein aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen die bemerkenswerten Grufthäuser von 16 Görlitzer Familien, die hier ihre letzte Ruhestätte fanden. Sie machen den Friedhof zu einem wertvollen Friedhofsdenkmal, das seinesgleichen sucht.

Nikolaifriedhof Goerlitz treppenaufstieg
Foto: Mario Förster

Der Friedhof zur Zeit der Reformation

In der Reformation entwickelte sich der Nikolaifriedhof zu einem protestantischen Gottesacker. Der Reformator Martin Luther forderte damals die Umgestaltung der Friedhöfe zu feinen, stillen Orten. Sie sollten dazu dienen, sich den Tod, die Auferstehung und das Jüngste Gericht vor Augen zu führen. Viele seiner damaligen Schriften handeln von der Vergänglichkeit des Lebens, die sich auch in den Epitaphien und Grabmalinschriften dieser Zeit widerspiegelte.

Da das kirchliche Gebet und die Fürbitte eines Heiligen nicht mehr maßgeblich für das Seelenheil waren, verloren die Begräbnisse in Kirchennähe an Bedeutung. Dadurch entstanden in allen Bereichen des Friedhofs zahlreiche vornehme Grabanlagen von gut situierten bürgerlichen Familien. Dabei waren vor allem Beisetzungen auf der Westseite begehrt.

Was Besucher bei einem Spaziergang über den Nikolaifriedhof entdecken

Ein Spaziergang über den Friedhof führt Besucher in eine verwunschene Welt. Links und rechts des von stattlichen Bäumen gesäumten Weges liegen zahlreiche Grabfelder. Sie verbergen sich inmitten einer verwilderten Landschaft aus dicht bewachsenen Wiesen. Hier erobert die Natur das Gelände zurück. Im Sommer wehen die Gräser im Wind, während Bienen und Hummeln den Nektar der bunten Wiesenblumen schlürfen. Der Efeu rankt sich um die Gitter, schlingt sich um Grabsteine und verteilt sich in einem dichten Geflecht aus Adern über schweren Grabplatten.

Auf dem Nikolaifriedhof in Görlitz gibt es mehr als 850 Grabmale und Epitaphen aus drei Jahrhunderten. Dabei ist jeder Grabstein stilistisch einmalig. Erkennbar sind Einflüsse aus dem Rokoko, dem Barock, dem Manierismus und des Klassizismus. Jüngere Grabstätten zeigen Merkmale des Historismus oder der Romantik. Viele Grabmale bestehen aus Elbsandstein und schlesischen Sandstein. Mitunter besitzen sie edle Buchstaben aus Gusseisen. Zum Teil zieren die Grabsteine christliche Bildmotive. Sie haben Inschriften mit persönlichen Details oder religiösen Texten. Bekannt ist vor allem die Grabstätte des Theosophen Jacob Böhme (1575 – 1624).

Eine Führung über den Nikolaifriedhof

In unserem Blogartikel: Den Görlitzer Nikolaifriedhof auf einer Führung mit der Familie erleben erfahrt Ihr, was wir bei unserem Rundgang mit der Stadtführererin Gudrun Wünsche über den historischen Friedhof in Görlitz erlebt und erfahren haben.

Führung über den Görlitzer Nikolaifriedhof

Der Nikolaifriedhof als Drehort für Filme

Der zauberhafte Friedhof gehört zu den beliebten Drehorten von Görliwood. Er diente als Kulisse für den Film „Frantz“ und die Krimireihe „Wolfsland“.

Tipp: Besucher, die mehr über die Geschichte des Friedhofs erfahren wollen, buchen eine abendliche Führung über den Nikolaifriedhof.

Fotos: Copyright: Mario Förster

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