Mutmacher aus dem Dreiländereck!
Wir zeigen in unserer Interview-Reihe besondere Personen aus dem Dreiländereck, Unternehmer und Unternehmungen, Leute die als Macher in einzigartiger Weise für unsere Region eintreten.
Wir stellen vor: Anja Nixdorf-Munkwitz von „Ein Korb voll Glück“ und der Stiftung Kraftwerk Hirschfelde. Ihr erfahrt, wie die Kulturmanagerin ihre Liebe zur Oberlausitz wiederentdeckte, wie regionale Lebensmittel wirken und was Anja alles in der Region bewegt.
Anja, erzähle uns bitte etwas über dich. Wer bist Du, was machst Du?
Vermutlich bin ich eine geborene Geschichtenerzählerin und Netzwerkerin. Zumindest fühlt es sich so an, wenn ich meine berufliche und meine privaten Projekte betrachte. Immer geht es mir um das, was eine Stimme braucht, einer Übersetzung bedarf, um das, was man mit Worten und Geschichten erst verständlich und erfahrbar machen kann.
Gleichzeitig ist mir bewusst, wie wichtig Kooperation, Austausch von Wissen und Kenntnissen, das voneinander und miteinander Lernen sind. Ich möchte Menschen zusammenführen und Ideen voranbringen

Ich bin studierte Kulturmanagerin mit der Spezialisierung für Stiftungsmanagement. Inhaltlich beschäftige ich mich seit vielen Jahren mit den unterschiedlichen Fassetten der Industriekultur. Das sind anspruchsvolle und manchmal „sperrige“ Themen, die mich faszinieren. Als Geschäftsführerin leite ich die Stiftung Kraftwerk Hirschfelde, die ich 2005 -2009 als Projektentwicklerin mit ins Leben gerufen habe.
Seit 2004 bin ich dabei und in der ganzen Zeit trotzdem nie zwei Jahre hintereinander den gleichen Job gemacht. Das ist Abwechslung pur und man lernt unglaublich viele Dinge, einfach weil man sie sich aneignen kann und muss. Kranbahnwartung, Sammlungsbewertung, Zeitzeugenarbeit, Vereinsbetreuung, Standortentwicklung, Museumskonzeption, Hochwasserkrisenmanagement, Stiftungsverwaltung, Gremienarbeit, Projektentwicklung und Transformationsprozesse sind Beispiel der Aufgaben der letzten Jahre.
Was immer konzeptionell, inhaltlich, finanziell, rechtlich oder strategisch zu tun ist landet auf meinem Tisch, denn die Stiftung ist eine Ein-Frau-Unternehmen. Meine Vorstände und Gremienmitglieder müssen sich darauf verlassen können, dass ich immer alles im Blick habe. Es ist mehr als ein Job, es ist eine echte Aufgabe mit umfassenden Gestaltungsmöglichkeiten.
Als Ausgleich und Herzensprojekt habe ich meinen Korb voll Glück ins Leben gerufen. Ich bin in der Natur verwurzelt und seit wir wieder auf dem Land leben, spüre ich diese Verbindung noch stärker. Zu dieser Inspiration kommt eine Weitere, die Freude am Kochen, die Liebe zum Genuss.
wenn wir wüssten, was wir alles wissen, so wären wir unendlich reich..
Mein Mann hat schon immer leidenschaftlich gern gekocht und ich habe diese Kulturtechnik – und das ist es für mich – durch ihn entdeckt. Aus diesen zwei Wurzeln ist meine Idee gewachsen: regional, saisonal, nachhaltig und fair Genießen in der Oberlausitz. Diese Idee möchte ich teilen und den Genießern die Augen öffnen für die Schätze, die wir viel zu oft nicht mehr sehen. Dabei sind wir davon umgeben!
Wie ist ein „Ein Korb voll Glück“ entstanden und was macht dein Unternehmen aus? Was kannst Du den Menschen in der Region besonderes bieten?
Wenn wir wüssten, was wir alles wissen, so wären wir unendlich reich. Als wir vor einigen Jahren auf das Land rausgezogen sind, habe ich zuerst ein wenig den Markt meiner alten Stadt vermisst, der alle Genüsse quasi vor meine Haustür gebracht hat. Ich begann zu fragen und zu recherchieren, mit meinen Nachbarn zu sprechen und mich umzuschauen.
Und ich entdeckte mehr und mehr – der kleine Ziegenhof, die Biogärtnerei, der handwerklich arbeitende Bäcker, hier eine Milchtankstelle und da eine Schäferin mit kleiner Herde. All das haben wir in der Lausitz!

Ich schreibe diesen Blog, weil es mir ein persönliches Anliegen ist, die Menschen der Region zu unterstützen, die hervorragende Produkte herstellen und mit Liebe und Hingabe arbeiten. Ich möchte ihnen eine Plattform geben und ihre Geschichten erzählen.
Im Deutschen haben wir das so sprechende Wort Lebens-Mittel. Unsere Nahrung ist kein beliebiger Treibstoff für einen Motor, sondern eine köstliche Bereicherung unseres Lebens. Die Menschen, die diese Lebensmittel herstellen, sollten wir kennen und ihre Arbeit schätzen.
Der Korb voll Glück ist ein Herzensprojekt. Ich entdecke und berichte von meiner köstlichen Lausitz. Ich engagiere mich im Rahme von Projekten, die ich unterstütze und als Kooperationspartnerin von regionalen Akteuren. Mal gestalte ich kulinarische Konzepte für Events oder Tagungen, mal übernehme ich Recherchen, mal bringe ich als Netzwerkerin Menschen zusammen, von denen ich finde, die müssen sich einfach treffen.
Ich freue mich, wenn jemand mit Interesse für mein Konzept regional, saisonal, nachhaltig und fair Genießen in der Oberlausitz auf mich zukommt, denn jede Idee und jeder Anlass ist eine neue Herausforderung. Ich mache keine standardisierten Produkte oder Dienstleistungen, sondern suche für jeden Anlass, für jedes Projekt eine besondere und authentische Idee.
Welche drei Tipps kannst Du unseren Lesern zum Thema regionale Ernährung geben?
Lass dich auf die Jahreszeiten ein! Das Jahr mit seinem immer wiederkehrenden Rhythmus bietet eine Vielzahl von Genüssen und Spezialitäten. Frühling, Sommer, Herbst und Winter haben ganz unterschiedliche kulinarische Gesichter. Wer sich darauf einlässt regional und saisonal zu kochen, wird mit vollem Geschmack und reicher Abwechslung belohnt. Kerbelsuppe weckt den März und in vollreifen Tomaten schmeckt man den Sommer. Ich möchte weg von der Supermarktbeliebigkeit des 365 Tage Sortiments und hin zum authentischen, unverwechselbaren Geschmack dieser Landschaft.
Genuss kann man mit den Händen greifen, dem Gaumen erschmecken, er steigt uns in die Nase – wir können ihn mit allen Sinnen in uns aufnehmen. Mit einfachen, unverarbeiteten Produkten Gerichte selbst zu kochen ist der beste Weg, sich Genuss, Freude und Gesundheit in die eigene Küche zu holen. Wir haben alle wenig Zeit, umso wichtiger ist die Frage, wofür wir uns Zeit nehmen.
Genuss erdet uns..
Genuss erdet uns, er schafft sinnlich erfahrbare kulinarische Freundenfünkchen mitten in unserem Alltag. Es muss kein kompliziertes Rezept sein, eher im Gegenteil. Im Einfachen sprechen sich qualitätsvolle Zutaten am besten aus. Spinat vom Feld, Pellkartoffeln, frische Landeier und vielleicht ein Stück Sülze vom Bauernhof – was kann einfacher sein und was mundet uns besser als diese Einfachheit.
Das beste Essen wächst vor deiner Haustür! Es lohnt sich zu fragen und zu suchen, was unsere nähere Umgebung an Ideen und Spezialitäten bietet. Mit ein wenig Aufmerksamkeit, Neugierde und Offenheit können wir uns unsere Region ganz neu erschließen. Dabei gewinnen wir viel mehr als „nur“ kleine und große Köstlichkeiten, wir schärfen unsere Sinne, kommen mit Menschen ins Gespräch, machen Entdeckungen im Alltag und beleben wieder unser Gespür für ursprüngliche Qualitäten.
Was würdest Du Urlaubern oder Besuchern unserer Region besonders an Herz legen, was müssen die Menschen hier unbedingt erlebt haben?
Die Oberlausitz, hier kann man sich Ruhe und Abwechslung, Natur und Stadt, Land und Leute gleichermaßen ins Leben holen. Vielleicht ein „Ende der Welt“ wie manche behaupten, aber mit Sicherheit eines der schönsten Enden der Welt! Von den Fontane-Landschaften der Heide und Teichlandschaft im Norden des Landkreises bis zum Zittauer Gebirge, das nicht umsonst schon die Künstler der Romantik fasziniert hat, sollte man sich die Zeit nehmen, das Besondere jedes Ortes zu erschauen und zu durchwandern.
Die historischen Stadtkerne von Görlitz, Zittau, Löbau und Bautzen und darüber hinaus machen die Lausitz zu einem Kleinod von geschlossenen und wunderbar sanierten Denkmalensembles. Kunst und Kultur sind in diesen altehrwürdigen Mauern ebenso zu Hause wie alte Handwerkstraditionen, die junge Szene und kreative Akteure. Die Vielfalt entdeckt man am besten mit etwas Zeit und Muße. Die Regionen im Dreiländereck verbindet eine lange gemeinsame Geschichte im Herzen Europas. Wer seinen Urlaub plant, der sollte unbedingt genug Zeit für ausgedehnte Abstecher nach Tschechien und Polen mitbringen.
Kulinarisch würde ich das Besondere empfehlen, abseits der bekannten Wege. Die innovativen Minibrauereien in Görlitz, die Mühlen in denen Mehle, Öle oder auch Senf in der Oberlausitz hergestellt werden, nach alten Rezepten aus besten Zutaten mit frischen Ideen gewürzt, wächst hier eine neue Genusslandschaft. Wer neugierig geworden ist, kann natürlich auch gern mal bei Ein Korb voll Glück anfragen 😉 vielleicht entsteht als nächstes eine kulinarische Heimat-Erkundung.
Welches sind Deine ganz besonderen Wünsche oder Ziele für die Region und was planst Du persönlich für die Zukunft?
Ich wünsche uns die Zuversicht und die Freude, an Ideen einfach weiter zu arbeiten. Auch wenn es nicht immer einfach ist, es lohnt sich diese Region weiter mit zu gestalten und eigene Ideen einzubringen. Sich besinnen auf das, was wir aus der Vergangenheit als Schatz ererbt haben, mit Gelassenheit Herausforderungen annehmen und mit Neugierde in die Zukunft gehen, die es zu gestalten gilt – das wünsche ich mir für uns und für die Region.
Ich möchte meinen Korb voll Glück und meine beruflichen Projekte weiterentwickeln und entdecken, was da noch geht. Es mach viel Spaß sich auszuprobieren und Ideen lebendig werden zu lassen. Auch und gerade, wenn es anspruchsvoll wird, kann man jeden Tag so viel dazulernen.
Mein ganz besonderer Wunsch für die Region ist es, dass viele kreative Macher und engagierte Akteure Lust auf die Lausitz bekommen! Kommt her, macht mit – das Netzwerk wartete auch euch und wir freuen uns auf kreative Köpfe und kluge Ideenschmiede.
Wie und wo kann man dir/ deinen Locations in den sozialen Netzen folgen
Ein Korb voll Glück ist auch eine Genuss-Reise durch viele Themen. Meine Ideen und Anregungen möchte ich gern teilen und freue mich auf neugierige Leser und Ideensucher. Die Geschichten und Gerichte teile ich derzeit über drei Medien. Vielleicht werde ich auch noch neue Dinge ausprobieren.
Die Stiftung Kraftwerk Hirschfelde führe ich gerade durch einen Transformationsprozess und wir werden uns mit den neuen Projekten auch ein neues Gesicht geben. Wer sich informieren möchte, kann das über kraftwerk-hirschfelde.de und www.facebook.com/Stiftung-Kraftwerk-Hirschfelde.
(Portraitfotos Anja Nixdorf-Munkwitz Fotos: Tine Jurtz www.tinejurtz.de )