Das Biblische Haus in Görlitz befindet sich in der Neißstraße 29 und ist eines der bedeutsamsten Kaufmannshäuser aus der Zeit der Renaissance. Besucher finden es in der Görlitzer Altstadt, deren Architektur an die glanzvollen Zeiten der Stadt erinnert. Den Beinamen „Biblisches Haus“ trägt das Gebäude aufgrund des sakralen Reliefs, das die Fassade im ersten und zweiten Obergeschoss schmückt. Die Verzierungen an der Hauswand zeigen verschiedene Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament.

Die Geschichte des Görlitzer Biblischen Haus
Im Jahr 1570 – zur Zeit der Hochrenaissance – kaufte der Waidhändler Hans Heinze das Bauwerk. Der aus Weimar stammende Mann sorgte für den Neuaufbau des Biblischen Hauses in Görlitz. Das vor dem Kauf an der Stelle des Bürgerhauses stehende Gebäude brannte im Jahr 1525 komplett ab. Der große Stadtbrand betraf zudem die restlichen Bauwerke der Neißstraße sowie den südlichen Untermarkt. Das neu erbaute Biblische Haus besaß einen steinernen Renaissancegiebel. Bei einem weiteren Brand, im Jahr 1726, kam es jedoch zu dessen Zerstörung.
Der besondere Fassadenschmuck der Immobilie stammt von dem bekannten Bildhauer Hans Kramer dem Jüngeren. Den sakralen Charakter des Hauses spiegeln nicht ausschließlich die angebrachten Fresken wider. Ebenso weist eine Inschrift im Gesimsband auf christliche Elemente hin. Die Besucher erkennen den Schriftzug „Gott ist mein Helfer, Erlöser und Tröster, auf den verlasse ich mich alleine“. Das aus dem Jahr 1570 stammende Zitat zeigt sich in altdeutscher Schreibweise. Oberhalb des Türbogens steht: „Gott bewahre deinen Ein- und Ausgang zu ewigen Zeiten“.
Das Innere des Biblischen Hauses trägt die charakteristischen Merkmale der Görlitzer Hallenhäuser. Dazu gehört der enge Lichthof. Im ersten Obergeschoss entdecken die Touristen einen Renaissancesaal, dessen Decke aus Holzbalken bestehen. Diese liegen dicht zueinander und bilden auf die Weise eine Art Kreuzverstrebung. Als Verzierungen der Balken dienen geschnitzte Akanthusranken. Zusätzlich finden die aufmerksamen Besucher unregelmäßig eingestreute Tierdarstellungen. Zwischen den Jahren 2000 und 2004 kam es zu einer grundlegenden Sanierung des Hauses durch die Wüstenrot Stiftung und die Stadt Görlitz.

Die besonderen Reliefs des Biblischen Hauses in Görlitz
Die Reliefs des Gebäudes befinden sich zwischen dem Erd- und dem ersten Obergeschoss sowie der ersten und zweiten Etage. Sie zeigen unterschiedliche Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament. Im oberen Bereich des Reliefbands gehören dazu:
- Marias Verkündigung,
- die Geburt von Jesus Christus,
- dessen Taufe,
- das letzte Abendmahl
- sowie Darstellungen der Kreuzigung.
Auf dem unteren Reliefband erkennen die Touristen Bilder, die Geschichten aus dem Alten Testament erzählen. Dazu zählen beispielsweise die Erschaffung Evas, der Sündenfall und Isaaks Opferung. Weitere Abbildungen symbolisieren die Gesetzgebung von Moses und seine Schlangenerhöhung. Direkt unter der Dachtraufe finden sich weitere Reliefs, die deutlich schmaler erscheinen. Die Deutung der fünf Bildnisse gilt als unklar.

Das Portal des Biblischen Hauses in Görlitz
Im Vergleich zu den anderen Torbögen der Görlitzer Altstadt stellt das Portal des Biblischen Hauses in Görlitz eine Besonderheit dar. Im Gegensatz zu anderen Durchgängen zeigen sich auf dem Portal keine quadratisch eingefassten Blütenmotive. Stattdessen besitzt das Sitznischenportal ein durchgehendes Akanthusmotiv. Hierbei handelt es sich um spezielle Ornamente, die als stilisierte Form der Pflanzengattung Akanthus gelten. Die Verzierungen erfreuten sich insbesondere im 18. Jahrhundert großer Beliebtheit. Das macht sie zu einem Merkmal des Barocks.
Anstelle des Schlusssteins präsentiert der Torbogen einen Gaffkopf. Der Fassadenschmuck, der einem menschlichen Gesicht ähnelt, schaut auf die Besucher hinunter. Mit den übergroßen Augen und dem offenen Mund erweist sich das Element als typisches Verzierung der Renaissancezeit. Einen ähnlichen Gaffkopf finden die Touristen im Portal des Rathauses. An beiden Seiten des Torbogens am Biblischen Haus befinden sich vorstehende Säulen. Sie dienen als Begrenzung und verfügen über Kompositkapitelle. Die Oberseiten der Säulen bestehen aus unterschiedlichen Teilen, die nicht zusammengehören.
Beispielsweise befindet sich auf einem korinthischen Kapitell ein ionischer Abschluss. Die Besonderheit kam erst zu Zeiten der Römer auf, daher zählen die Säulen des Biblischen Hauses in Görlitz zum römischen Stil. Der Umstand passt zu den Ausschmückungen mit Akanthusranken. Auf den Sockeln, welche die Säulen tragen, zeigen sich flache Arabeskenreliefs. Sie überziehen die gesamte Wölbung. Die Arabesken gehören zu den maurischen Verzierungen und stellen Rankenornamente dar. Demnach schmücken Elemente aus unterschiedlichen Epochen das Biblische Haus in Görlitz.
Wo befindet sich das Biblische Haus?
Das Biblische Haus in Görlitz steht auf der Neißstraße, die eine Verbindung zwischen dem Untermarkt und der Altstadtbrücke bildet. Neben dem Schönhof zählt das Gebäude zu den berühmten Renaissancebauten der Ortschaft. An das Bürgerhaus grenzt ein barockes Eckhaus, in den sich das Kulturhistorische Museum der Stadt befindet.
Wo:
Bilblische Haus in Görlitz
Neißstraße 29
Webseite
Ansprechpartner:
Stadt Görlitz
Görlitzer Sammlungen für Geschichte und Kultur
Kulturhistorisches Museum
02826 Görlitz
Telefon: +493581 67-1355