Alte Wasserkunst in Bautzen: Beliebtes Ausflugsziel mit Blick ins Lausitzer Bergland

Bautzen, Alte Wasserkunst

Die Alte Wasserkunst gehört neben der Michaeliskirche zu den berühmten Wahrzeichen der Stadt Bautzen. Es handelt sich um ein architektonisch auffälliges Bauwerk, das in früheren Zeiten die Wasserversorgung der Stadt sicherstellte. Am Ufer der Spree thronend, befindet es sich am Rand der Altstadt, in der Nähe des Mühltors. Fahren Gäste der Metropole über die Friedensbrücke nach Bautzen, bildet die Alte Wasserkunst einen schönen Blickfang.

Ein Stück Bautzener Geschichte in Form eines Bauwerks

Besuchen Gäste die Stadt Bautzen, fällt ihnen beim Blick auf die Stadt ein imposanter Turm ins Auge. Die Alte Wasserkunst prägt das Stadtbild seit dem 15. Jahrhundert. Sie zählt inzwischen zu den beliebtesten Touristenmagneten. Als sich Bautzen zu einer aufstrebenden Metropole entwickelte, suchte der Stadtrat nach einer Möglichkeit, die Bevölkerung mit ausreichend Trinkwasser zu versorgen. Den über 80 Brunnen im Stadtgebiet gelang es aufgrund der Lage Bautzens nicht, ausreichend Wasser zu fördern.

Auf der Suche nach effektiven Alternativen entstand Ende des 15. Jahrhunderts die Idee, die Alte Wasserkunst zu errichten. Ihr Bau startete 1496 als einfaches Holzgerüst, das jedoch 1515 abbrannte. Die heute bekannte steinerne Form erhielt die Wasserkunst im Jahr 1558. Der damalige Ratsbaumeister Wenzel Röhrscheidt band das Gebäude in die Stadtbefestigung Bautzens ein. Dadurch erhielt es sein markantes Antlitz als Wehrturm.

Mitte des 16. Jahrhunderts förderten im Turminneren Kolbenpumpen Wasser aus der Spree in Kupferkessel. Später kam die Alte Wasserkunst zur Grundwasserförderung zum Einsatz. In früheren Zeiten befand sich der Kessel in der Turmspitze. Diese erhob sich fünf Meter über Bautzens höchstem Punkt, dem Fleischmarkt. Hier befand sich einst ein Wassertrog, in den das Wasser vom Kessel über hölzerne Röhren lief.

Im Jahr 1877 ergänzte ein weiterer Turm die Bautzener Altstadt. Den Wasserturm konzipierten die Architekten als Hochbehälter, in den die Alte Wasserkunst das kühle Nass pumpte. 1965 versorgte das Wasserwerk in Sdier (Zdźěr) die Stadt Bautzen mit Trinkwasser. Die Alte Wasserkunst stellte nach mehr als 450 Jahren erstmals ihre Arbeit ein. Allerdings blieb der Stillstand nicht von Dauer.

30 Jahre später liefen die Maschinen wieder an, um Besuchern die Funktionsweise der Anlage zu vermitteln. Die Wasserkraft kam fortan für Energiezwecke zum Einsatz. Inzwischen lädt die Alte Wasserkunst Gäste ganzjährig zu Besichtigungen ein. Vom Keller aus erreichen sie über 184 Stufen eine Plattform, von der aus sie auf die Dächer der Stadt blicken. Die Aussicht reicht bei gutem Wetter bis hinein ins Lausitzer Bergland.

Im Turminneren erwarten die Besucher zwischen Mai und Oktober Wechselausstellungen. Diese erstrecken sich über zwei Ebenen. Sie geben Einblicke in die Stadtgeschichte oder stellen Werke der regionalen Kunstszene aus. Nach der Besichtigung des Gebäudes und der wechselnden Ausstellungen können sich Gäste im Simmer im Wasserkunstgarten entspannen.

Spannende Einblicke in die Maschinenanlage

Technikinteressierte werfen bei einem Besuch der Alten Wasserkunst Bautzen einen Blick ins Maschinenhäuschen. Hier sehen sie die 1994 gründlich überholte Maschinenanlage in Aktion. Heute pumpt sie kein Wasser aus der Spree mehr in die Stadt. Stattdessen erzeugt sie aus Wasserkraft Strom.

Dafür schalten die Mitarbeiter den Asynchron-Schleifringläufermotor als Generator. Den Stromfluss in dessen Wicklungen, die Netzspannung sowie die Frequenz werden ständig überwacht. Insgesamt gelingt es der Maschinenanlage, zehn Kilowatt Energie zu erzeugen. Die Hälfte verbraucht das Gebäude selbst. Den Rest speist es ins öffentliche Stromnetz.

Sagen ranken sich um die Alte Wasserkunst

Zu vielen Gebäuden in Bautzen erzählen sich die Menschen seit Jahrhunderten spannende Geschichten. Laut einer Sage soll in der Alten Wasserkunst einst ein Frosch sein Unwesen getrieben haben. Der Mönch Martin Gregor übernahm für das Bauwerk die Verantwortung. Sollte die Wasserkunst kein Wasser fördern, haftete er mit seinem Kopf. Gelang es ihm, die Alte Wasserkunst in Betrieb zu nehmen, standen ihm als Lohn 220 ungarische Gulden zu.

Nach einer Bauzeit von einem Jahr sollte am Abend Allerheiligen Wasser auf den Fleischmarkt fließen. Allerdings geschah dies nicht. Aus Angst, seinen Kopf zu verlieren, floh der Franziskanermönch aus der Stadt. Auf dem Traumberg, dem Drohmberg in der Nähe von Ebendörfel, kam er zur Ruhe und schlief ein. Er träumte, ein Tier verstopfe die Rohre seines Gebäudes. Nachdem er sich nach Bautzen zurückschlich, überprüfte er alle Röhren und fand in einer Leitung einen dicken Frosch. Als er diesen entfernt, floss das Wasser aus der Alten Wasserkunst endlich bis zum Fleischmarkt.

Fotos: Copyright: Mario Förster

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