Drei Länder, ein Festival! – Das Neiße Filmfestival vereint Filmschaffende und Cineasten aus Deutschland, Polen und Tschechien.
Im Dreiländereck zwischen Deutschland, Polen und Tschechien entstand 2004, im Jahr der EU-Osterweiterung, die Idee für ein länderübergreifendes Filmfest. Das Neiße Filmfestival präsentiert seitdem jährlich im Mai aktuelle Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme aus den Nachbarländern. Daneben eröffnen verschiedene Filmreihen den Blick auf Bezüge und Beziehungen zwischen den Völkern Osteuropas und auf die jeweilige filmische Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart und widmen sich jährlich wechselnden chwerpunktthemen, die eine besondere cineastische Aufarbeitung verdienen. Gerade der ländliche Raum eröffnet Organisatoren, Besuchern und Filmemachern besondere Möglichkeiten der Begegnung. Das Festival wird deshalb begleitet von einem umfangreichen Rahmenprogramm mit Ausstellungen, Lesungen, Konzerten und Partys, die gemeinsam mit Kooperationspartnern in allen drei Ländern organisiert werden. Denn ein wesentlicher Aspekt ist die Vernetzung der Programmkinos in der Region.
Darüber hinaus ist das Neiße Filmfestival ein Treffpunkt für nationale und internationale Filmschaffende und Vertreter der Filmwirtschaft, u.a. Produktionsfirmen und Filmdistributionen. Auf diese Weise vereint es mit seinem einmaligen Konzept drei Nachbarländer in einem Festival und vernetzt gleichzeitig grenzübergreifend eine dezentrale ländliche Region. Die stetig wachsende Zahl an Einreichungen, höhere Preisgelder und steigende Besucherzahlen (2019 waren es mehr als 7.500 Filmfans und Cineasten) bestätigen die Festivalmacher vom Kunstbauerkino Großhennersdorf in ihrer Arbeit. Dass Sachsen Ministerpräsident Michael Kretschmer seit 2019 die Schirmherrschaft übernommen hat, unterstreicht zudem die Bedeutung des Neiße Filmfestivals für die hiesige Filmlandschaft.
Trinationale Wettbewerbe an der Neiße
Besonderer Anreiz für Branche und Publikum sind die drei Wettbewerbe: Im Hauptwettbewerb des Festivals um den besten Spielfilm treten jedes Jahr neun aktuelle Produktionen an, je drei aus Deutschland, Polen und Tschechien. Seit 2017 wird der Gewinnerbeitrag mit einem mit 10.000 Euro dotierten „Neiße-Fisch“ ausgezeichnet, der vom Sächsischen Ministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus gefördert wird. Auch im Wettbewerb um den besten Dokumentarfilm gehen insgesamt neun Produktionen aus drei Ländern ins Rennen. Der Kurzfilm-Wettbewerb beim Neiße Filmfestival umfasst traditionell mit Spiel- und Dokumentarfilmen sowie Animationen eine große künstlerische Breite und soll vor allem jungen Filmemachern eine Leinwand bieten.
Die Neiße wurde auch deshalb zum Namensgeber des Festivals, da hier alle drei Nachbarländer aufeinandertreffen. Die „Neiße-Fische“, die sich im Fluss frei zwischen den Grenzen bewegen, dienen als symbolisches Vorbild. Im Rahmen der Preisverleihung werden zehn der gleichnamigen Preisskulpturen, die vom Strahwalder Künstler Andreas Kupfer gestaltet werden, vergeben. Neben den besten Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmen und den Publikumslieblingen werden auch die beste darstellerische Leistung, das beste Szenenbild und das beste Drehbuch prämiert. Der Filmverband Sachsen stiftet einen Spezialpreis an einen Film aus dem gesamten Festivalprogramm, der sich dem Verständnis der Nachbarschaft von Deutschland, Polen und Tschechien widmet. Außerdem verleiht das Neiße Filmfestival einen Ehrenpreis an herausragende Filmschaffende aus einem der drei Nachbarländer.
19. Neiße Filmfestival im Mai 2022
Vom 17. bis 22. Mai geht das Neiße Filmfestival in seine 19. Auflage. Nach zwei Corona-Jahren mit verschobenen Terminen und gekürztem Programm kann sich das Publikum in der Dreiländerregion an der Neiße 2022 wieder auf sechs Festivaltage mit rund 90 Filmen in drei Wettbewerben und diversen Filmreihen, Filmgespräche mit den Filmschaffenden sowie begleitende Veranstaltungen freuen. Eröffnet wird das Filmfest am 17. Mai im Gerhart-Hauptmann-Theater in Zittau mit dem ukrainisch-türkischen Spielfilm „Klondike“ von Maryna Er Gorbach um ein junges Paar, das 2014 im Kampfgebiet in einem ostukrainischen Dorf sein erstes Kind erwartet. Bereits bei der Premiere auf dem Sundance Film Festival war der Film hochaktuell. Nun wurde er von einer noch schlimmeren Realität eingeholt.
Der Fokus des 19. Neiße Filmfestivals wendet sich unter dem Titel „Family Affairs“ der Veränderung von Familien-Konzepten bzw. dem Vergleich von damit verbundenen Vorstellungen in Ost- und Westeuropa von der Vorwendezeit bis heute zu. Das entsprechende Filmprogramm mit neun Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmen setzt sich mit unterschiedlichen Wahrnehmungen dieses individuell und gesellschaftlich so relevanten Themas intensiv auseinander und erzählt schlaglichtartig spannende, berührende Zeitgeschichte(n). Dazu zeigt das Kulturcafé Alte Bäckerei in Großhennersdorf bis zum 19. Juni
die Ausstellung “Familia“ der Fotografin Oksana Yushko. In der Sparkasse Zittau ist bis zum 22. Juni unter dem Titel “Voll der Osten. Leben in der DDR” eine Ausstellung mit Fotografien von Harald Hauswald und Texten von Stefan Wolle zu sehen. Außerdem liest Lutz Seiler am 18. Mai im Gerhart-Hauptmann-Theater in Zittau aus seinem Buch „Stern 111“. Darin erzählt der preisgekrönte Autor eine atmosphärisch dichte Familiengeschichte aus der unmittelbaren Nachwendezeit.
In der Reihe „Regionalia“ stehen aktuelle Beiträge von regionalen Filmschaffenden auf dem Programm, die sich dem Leben in der Lausitz und an der deutsch-tschechischen Grenze oder dem sorbischen Film widmen. Unter dem Titel „Cinemascope“ zeigt eine Filmreihe, wie breit aufgestellt die thematischen Horizonte der Kinematografien in Polen, Deutschland, Tschechien und weiteren europäischen Ländern sind. Im Centrum Panorama im tschechischen Varnsdorf sind Filmklassiker wie „Die Unbestechlichen“ (1987), „Aliens: Die Rückkehr“ (1986) oder „Schlacht um Midway“ (1976) im 35mm- bzw. 70mm-Format zu sehen. Die traditionelle Kinderfilmreihe bekommt in diesem Jahr mehr Festivalflair: die beiden Filme werden jeweils in Originalsprache gezeigt und simultan übersetzt. Eine Retrospektive widmet drei Filme der Ehrenpreisträgerin des diesjährigen Neiße Filmfestivals, der deutschen Schauspielerin Katharina Thalbach.
Zu den Höhepunkten im Rahmenprogramm gehört das Konzert mit der ukrainischen Band „DakhaBrakha“ am 20. Mai im Kühlhaus Görlitz. Die feierliche Preisverleihung des 19. Neiße Filmfestivals findet am 21. Mai im Filmtheater Ebersbach statt.
Das komplette Programm und aktuelle News zum Neiße Filmfestival gibt es online unter
www.neissefilmfestival.net
Veranstalter:
Das Neiße Filmfestival ist eine Veranstaltung des Kunstbauerkino e.V. Großhennersdorf.
Kunstbauerkino e.V.
Am Sportplatz 3
02747 Großhennersdorf
Fon +49 (0) 35873 179874
Fax +49 (0) 35873 30921
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www.kunstbauerkino.de